A4: Laura Johannsen

Liebe GJ MV,

ich war 15 Jahre alt, als ich mich das erste Mal politisch organisierte. Damals schrieb ich eine Mail an die Ortsgruppe von Amnesty International und ich war unfassbar aufgeregt.
Ich erinnere mich noch genau an den ersten Satz, den man mir damals sagte:
„Wir müssen dich erstmal demotivieren.“

Bis heute macht mich dieser Satz ein bisschen wütend. Einerseits kann ich ihn verstehen, denn wenn man jahrelang Briefe schreibt, Infostände organisiert, Menschen über Themen informiert, die in unserem Alltag oft nur am Rande vorkommen und wenn man sieht, wie Briefe unbeantwortet bleiben, wie Menschen trotz aller Bemühungen vom Staat ermordet werden, und wenn Gespräche über Menschenrechte mit Beleidigungen enden, ja, dann kann man diese Erschöpfung verstehen.

Aber dieser Satz, „Wir müssen dich erstmal demotivieren“, steht für mich auch für etwas Grundsätzliches: Für das Gefühl, dass Veränderung unmöglich sei. Und genau dagegen will ich kämpfen.

Denn wir alle wissen, wie oft wir selbst auf Granit beißen.
Da ist die Klimakrise, die immer schneller voranschreitet und schon jetzt Menschenleben kostet, mit Fluten, Bränden und Hitzewellen.
Da ist ein kapitalistisches System, das Profit über Leben stellt, das einige wenige reich macht und viele andere ausbrennt.
Und da ist eine Politik, die lieber über den Namen von Veggie-Schnitzeln diskutiert, während Menschen an den Außengrenzen sterben, während Mieten explodieren, während soziale Gerechtigkeit auf der Strecke bleibt.
Und von einer Vermögenssteuer? Da können wir uns aktuell wohl verabschieden.

Aber geradeinsolchenZeitendürfen wir unsnichtdemotivierenlassen.

Wir dürfen den Kopf nicht in den Sand stecken, uns nicht entpolitisieren oder ins Private zurückziehen.
Denn ja, es ist schwer. Ja, es ist manchmal frustrierend.
Aber es gibt eine bessere Zukunft. Und sie wird nicht einfach kommen, wir müssen sie gemeinsam erkämpfen.

Ich bin Laura, seit einem Jahr im Kreisvorstand der Grünen Jugend Schwerin und durfte in den letzten drei Monaten als Beisitzerin Teil des Landesvorstands sein. Diese Arbeit hat mir gezeigt, wie viel wir gemeinsam bewegen können – wenn wir mutig sind, wenn wir laut bleiben, und wenn wir uns gegenseitig stärken.

Im nächsten Verbandsjahr möchte ich diese Arbeit gerne fortsetzen:
Ich will mit euch weiter für eine gerechtere, solidarischere und ökologischere Zukunft kämpfen.
Ich will, dass wir nicht nur auf Missstände zeigen, sondern auch zeigen, dass Politik anders geht: Empathisch, feministisch und antikapitalstisch und wir lassen uns nicht demotivieren.